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05.09.2016

109. Oldenburger Kolpingtag in Cappeln

In Cappeln fand am 04.09.2016 der 109. Oldenburger Kolpingtag statt, bei welchem der „ Wettergott „ leider nicht mitspielte und so bereits frühzeitig viele Veranstaltungen, die eigentlichem auf dem Festplatz im Freien stattfinden sollten, in die Sporthalle verlegt werden mussten und den einen oder anderen Kolpinger auch davon abgehalten haben, die Veranstaltung zu besuchen.

Nach den offiziellen Begrüßungsworten durch die Landesvorsitzende Gaby Kuipers, den Bürgermeister von Cappeln Markus Brinkmann und Chris von Herzberg aus dem Leitungsteam der Kolpingsfamilie Cappeln, hielt der Vorsitzende des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Prof. Dr. Thomas Sternberg, seine Festansprache, in welcher er mehrfach auch Bezug zum Motto des Kolpingtages „ Wer Mut zeigt, macht Mut “ herstellte.
Er ging unter anderem auf die Flüchtlingssituation ein und brachte nachhaltig zum Ausdruck, dass niemand seine Heimat ohne Grund verlasse und Hauptaufgabe es sei, einen Ausgleich zu schaffen und so allen Menschen in ihrer Heimat ein Leben ohne Angst und Armut zu ermöglichen. Nur wenn das gelinge, würde den Flüchtlingen der Grund genommen zu fliehen, anderenfalls könnten die Mauern um Europa nicht hoch genug gemacht werden.
Auch zum Thema Mindestlohn hielt Prof. Sternberg mit seiner Kritik nicht hinter den Berg. Solange Menschen mit ihrer Arbeit keinen Lohn erzielen, der es ihnen ermöglicht, ohne weitere finanzielle Unterstützungen davon leben zu können und sich Rentenansprüche zu sichern, welche auch im Alter ein Leben über dem Existenzminimum ermöglichen, kann der eingeführte Mindestlohn nicht zum Erfolg führen, zumal der Mindestlohn oft unterhalb dessen liegen, was der Branche eigentlich entspreche.
Er ermutigte dazu, Mut zu zeigen, sich stark zu machen und Solidarität auch den Schwachen gegenüber an den Tag zu legen, da jeder Mensch jeden Tag seine Bedeutung für andere spüren müsse.

Die Besucher der Kolpingtages konnten sodann 3 Gesprächsforen zu den Themen
„ Menschlichkeit braucht Mut „ , „Barmherzigkeit braucht Mut „ und „ Liebe braucht Mut „
besuchen.

Im ersten Forum „ Menschlichkeit braucht Mut „ berichteten die Eltern von Samuel Koch, Marion und Christoph Koch über ihre Erfahrungen nach dem schweren Unfall ihres Sohnes bei „ Wetten, dass .. .? “, nachdem Samuel Koch selbst zunächst Video-Grüße übermittelt hatte, in welchen er mitteilte, warum er nicht selbst kommen konnte. Da er in der letzten Woche geheiratet hatte und sich jetzt in den Flitterwochen befinden würde, konnte er persönlich diesen Termin nicht wahrnehmen.
Die Eltern von Samuel Koch machten deutlich, dass das Leben aller Familienangehörigen nach einem solchen Unfall auf den Kopf gestellt werde und ihr jüngster Sohn, der als das Unglück geschehen sei, sich erst im beginnenden Teenager-Alter befunden habe, am meisten gelitten habe, weil in dieser Zeit seine Eltern fast ausschließlich bei Samuel waren.
Beide machten aber auch deutlich, dass man sich nie etwas gegenseitig vorgeworfen habe und sie eine Stiftung planen, mit der Menschen in ähnlichen Situationen und vor allen Dingen deren Angehörigen geholfen werden soll.
Christoph Koch erklärte, dass man Leid zwar nicht teilen könne, aber im gewissen Sinne auffangen. Als sein Sohn in der Schweizer Spezialklinik behandelt worden sei, sei er auch auf andere Menschen getroffen, denen ähnliche Schicksale widerfahren waren. In dieser Zeit habe er es lieb gewonnen, zuzuhören und so erfahren, wie man auf Menschen zugehe, die Leid tragen und die einsam sind.
Marion Koch erzählte, dass Samuel anfangs gesagt habe, dass er sich nicht vorstellen könne, einmal selbst Kinder zu haben, weil er nicht mit ihnen Fußball spielen und raufen kann. Lichtblicke habe es aber immer dann gegeben, wenn sich bei Samuel die Einstellung zum Leben geändert habe, als er merkte, wie wichtig es war, nützlich zu sein und den Wert als Mensch zu erkennen. Nützlich mache er sich mittlerweile häufig, bei Interviews, Reisen, Buchvorstellungen und Fernsehauftritten.

Im zweiten Forum „ Barmherzigkeit braucht Mut „ berichtete Fregattenkapitän Alexander Gottschalk, der am Horn von Afrika und im Mittelmeer vor Lybien im Einsatz gewesen sei, über seine Erfahrungen mit Flüchtlingen, aber auch mit Schleusern und Piraten.
Er habe Begeisterung in den Augen der Soldaten gesehen, wenn man Flüchtlingen habe helfen und sicher in einen europäischen Hafen habe bringen können.
Verständnis für Menschen, die sich am Elend anderer bereichern du Schiffe kapern, habe er nur bedingt und nur insoweit, als er wisse, dass die Piraten häufig selbst gezwungen und ihre Familien bedroht würden. Viel enttäuschender sei für ihn aber, dass offensichtlich kein Land Interesse habe, den Schleusern und Piraten den Prozess zu machen und diese entwaffnet, aber mit dem nötigen Benzin und Proviant wieder ins Boot gesetzt werden müssten.
Den Vorwurf, dass man Flüchtlinge, indem man wenige Meilen vor der afrikanischen Mittelmeerküste auf sie warte, ermutige, den Weg über das Wasser anzutreten, wies er zurück mit dem Bemerken, dass der Leidensdruck dieser Menschen so groß sei, dass sie es auf jeden Fall versuchen würden, solange in den Flüchtlingsländern keine Sicherheit für die Menschen herrsche.

Im dritten Forum „ Liebe braucht Mut „ berichtete das Ehepaar Simone und Bernhard Guido aus Quakenbrück über die Bereicherung in ihrem Leben durch Tim, der als „Oldenburger Baby“ Bekanntheit erlangt habe, zu dem sie 1997 „ ja „ gesagt hätten. Nachdem Tims Mutter die Diagnose „ Trisomie 21 „ erhalten habe, hat sie Tim in der 25. Schwangerschaftswoche legal, wenn auch äußerst umstritten, abgetrieben. Tim sei auf normalem Weg zur Welt gekommen, um seine Geburt nur kurz zu überleben. Tim war aber ein Kämpfer und wollte nicht sterben, so dass die Ärzte neun Stunden nach seiner Geburt Überlebensmaßnahmen eingeleitet haben, welche aber nicht verhindern konnten, dass zum eigentlichem Downsyndrom noch eine Hirnschädigung hinzu kam.
Trotz zwei gesunder, eigener Kinder habe man sich damals für Tim entschieden und sei heute glücklich darüber. Tim habe ihr Leben so sehr bereichert, dass sie den Mut gefasst hätten noch zwei weitere Kinder, und zwar zwei Mädchen, mit Downsyndrom in Pflege zu nehmen und sie heute von einer Wohngemeinschaft für Menschen mit einem ähnlichen Gen-Defekt träumen würden.

Daneben wurde den ganzen Tag über ein reichhaltiges Programm für jung und alt angeboten. Ob Bungee Trampolin, Megaball, Basketballturm, Menschenkicker, die Rollbahn des Kolpingwerkes, die Kolping Kreativwerkstatt Holz, Max der Spielstein etc., welches noch durch die Cappelner Vereine, wie das Torwandschießen von der SV DJK Elsten und dem Landfrauenverein Elsten-Warnstedt mit der Möglichkeit, Gewürze selbst zu machen, unterstützt wurde, sowie durch Stände der Kolping Jugend und der Familienkreise auf der Kolpingmeile.

Um 15:30 Uhr wurde der Festgottesdienst, geschuldet dem schlechten Wetter in der Sporthalle, mit dem Hauptzelebranten Pfarrer Karsten Weidisch aus Moers, der vielen Besuchern aus der Zeit als Kaplan in Cloppenburg und als Gesitlicher Begleiter der Kolpingjugend im Land Oldenburg noch bestens bekannt war, dem Landespräses Stefan Jasper-Bruns, dem Diözesanpräses Franz Westerkamp, dem Cappelner Pfarrer Jörn Illenseer und dem Cappelner Kaplan James Thapasimutthuder, dem ehemaligen Cappelner Pfarrer Ludger Brock, sowie zahlreichen anderen Geistlichen, gefeiert. Pfarrer Karsten Weidisch griff in seiner beeindruckenden Predigt, die wiederholt durch den Applaus der prall gefüllten Sporthalle unterbrochen wurde, ebenfalls das Thema des Kolpingtages immer wieder auf. Adolph Kolping habe in seiner Zeit immer wieder Mut bewiesen, als er sich entschloss, in Köln Priester zu werden und den Gesellen-verein gründete, ohne zu wissen, ob und wie diese Vorhaben für ihn ausgehen würden, und ließ sich trotz vieler Widrigkeiten, die ihm entgegen schlugen, nicht von seinem Ziel abbringen. Pfarrer Weidisch forderte auf, viel häufiger erMUTiger zu sein und griff dabei die alte Werbung von ESSO - weck den Tiger in dir – auf. Die Buchstaben in ESSO stünden für ehrlich, sensibel, schwesterlich ( gemeint geschwisterlich ) und optimistisch.

Nach dem Festgottesdienst ging der 109. Kolpingtag in Cappeln mit einer kurzen aber äußerst unterhaltsamen Abschlussveranstaltung zu Ende und weckte bei den Besuchern bereits jetzt eine Vorfreude auf den nächsten 110. Kolpingtag. Ein ganz besonderer Dank gilt der Cappelner Kolpingsfamilie und ihre zahlreichen Helfern für die Ausrichtung des tollen Kolpingtages.

 
 
 
 
 

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